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PRESSEMELDUNG: Öffentliche Bäderbetriebe Baden-Württemberg Herausforderungen in 2024 - Aussage zum Bädersterben

Das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen von Wahlen, die anstehen. So finden die Kommunalwahlen, die Landtagswahlen und die Europawahlen statt.

Es ist bereits heute absehbar, dass im Vorfeld der jeweiligen Wahlen auch wieder das Thema „öffentliche Bäder“ thematisiert werden. Diese stehen immer im Fokus der Öffentlichkeit, wenn es darum gilt, Volksvertreter für bestimmte politische Ämter zu wählen.

Öffentliche Bäder dienen der „Daseinsvorsorge“ und sind ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt. In keinem anderen Bereich treffen Menschen unterschiedlichster Kulturen, verschiedener Herkunft, unterschiedlichen Alters und sozialer Schichten aufeinander, wie es in den Bädern der Fall ist. Der „normale Betrieb“ dieser Einrichtungen beschert den Betreibern wie Städten und Stadtwerken erhebliche Verluste in Millionenhöhe, die ausgeglichen werden müssen. Das ist solange möglich, wie Gewinne und Überschüsse in anderen Sparten erwirtschaftet werden. Derzeit aber stehen die Betreiber der öffentlichen Bäderbetriebe vor einem riesigen Berg, der ohne die staatliche Unterstützung nicht zu meistern sein wird.

In Deutschland gibt es einen milliardenschweren Sanierungsstau bei den öffentlichen Bädern. Kann sich Deutschland seine Bäderlandschaft überhaupt noch leisten?

Nun ist eine Politik mit Weitsicht gefordert, um Förderprogramme einzurichten, die einfach und zügig beantragt werden können, um eine Schließung von Bädern, in denen u.a. das Schul- und Vereinsschwimmen, die Schwimmkurse und das öffentliche Schwimmen abgehalten werden, vermieden werden kann.

Die größte Herausforderung wird auch in 2024 wieder die sein, Personal für den Betrieb zu finden. Der allgemeine Personalmangel, sei es im Bereich der Reinigung, der Grünpflege oder aber in der Wasseraufsicht, hat bereits viele Badbetreiber in 2023 vor unüberwindbare Probleme gestellt. So wurden teilweise Freibäder später geöffnet, Öffnungszeiten verkürzt oder Hallenbäder während der Freibadsaison geschlossen, um mit dem bestehenden Personal die Aufsicht und den Badebetrieb sicher zu gestalten.

Wie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft öffentliche Bäder Baden-Württemberg e.V., Necdet Mantar mitteilt, sind die Mitglieder der ARGE öffentliche Baden-Württemberg, bereits an kreativen neuen Konzepten unter Einsatz von KI dran, den Personalmangel zu kompensieren.

Es werden KI gestützte Systeme zur Erkennung ertrinkender Personen im Beckenwasser eingesetzt. Ein Pilotprojekt ist z.B. das Panoramabad in Freudenstadt, wo Kameras seit Monaten mit künstlicher Intelligenz die Wasseraufsicht im Hallenbad unterstützen. Inzwischen hängen 15 Kameras an den Decken und haben die größten vier Schwimmbecken im Blick und sollen erkennen, wenn ein Badegast in Gefahr gerät und ertrinken könnte. Das Kamerasystem, das mit künstlichen Intelligenz ausgestattet ist, soll das Badepersonal bei der Aufsicht unterstützen und wird kein Personal ersetzen können.

Bevor das System sicher und fast fehlerfrei arbeiten kann, muss es erst noch "eingelernt" werden. Gerade in der Anfangsphase komme es oft zu Fehlermeldungen, etwa weil das System eher zu oft als zu selten anschlägt, so der Bäderbetrieb Freudenstadt. Deswegen sei es wichtig, dem System nach jedem Alarm eine Rückmeldung zu geben. Die künstliche Intelligenz merkt sich das dann und lernt dazu. Sollten die Ergebnisse zur Zufriedenheit ausfallen, werden mit Sicherheit andere Bäder dem Beispiel folgen.

Für die Rasenpflege gibt es ja bereits erfolgreiche Einsätze von Mährobotern, die selbst sehr große Flächen bewerkstelligen können.

Auch im Bereich der Reinigung laufen bereits erste Versuche, die Arbeiten nachts, wenn kein Personal oder keine Gäste im Bad sind, automatisiert laufen zu lassen. Aber auch hier kann auf den Einsatz menschlicher Kräfte nicht gänzlich verzichtet werden. Sollten die Versuche positiv laufen, werden die Reinigungsroboter wohl zügig Einzug in den Bädern erhalten. Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend in der Reinigungsbranche eingesetzt, um Reinigungsprozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten. Es verwendet künstliche Intelligenz, um Daten zu sammeln, zu analysieren und zu verwenden, um Reinigungslösungen zu entwickeln, die speziell auf die spezifischen Gebäude- oder Raumanforderungen zugeschnitten sind.

Einige Unternehmen bieten bereits KI-gestützte Reinigungslösungen an. Diese Lösungen verwenden Sensoren, um Daten wie Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, Kohlendioxidgehalt und Partikelkonzentrationen in der Luft zu erfassen. Die gesammelten Daten werden dann von Algorithmen der künstlichen Intelligenz analysiert, um Reinigungspläne und -verfahren zu optimieren.

Das „Bädersterben“ in Deutschland - Mythos oder Realität?

In den Medien tauchen jedes Jahr regelmäßig Aussagen zum „Bädersterben“ auf. Laut dieser These schließen anscheinend viele Badbetreiber jedes Jahr einige ihrer Bäder. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) rechnet deshalb vor, dass in Deutschland jährlich etwa 70 bis 80 Schwimmbäder schließen würden, und ruft zum Kampf gegen das „Bädersterben“ auf.

Die ARGE öffentliche Bäderbetriebe Baden-Württemberg unterstützen vollumfänglich die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB), die sich zu Recht gegen diese Aussage wehrt. Dass einzelne Bäder schließen, entspricht sogar der Wahrheit und ist nicht weiter dramatisch, da eine Sanierung oftmals unwirtschaftlich wäre. Es wird dabei aber oft vergessen zu erwähnen, dass dafür neue und teilweise größere Bäder mit mehr Wasserflächen gebaut werden. In manchen Fällen werden Bäder aber nur temporär für mehrere Monate geschlossen, um notwendige Sanierungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen, die bei einem laufenden Betrieb nicht durchzuführen sind.

Es ist tatsächlich der Fall, dass viele Kommunen in den 1960er- und 1970er-Jahren, wo die Finanzen nicht so angespannt waren, sich eigene Schwimmbäder gegönnt haben. Womöglich waren das in Summe einfach zu viele. Daher könnten „eine Bereinigung der Bäderlandschaft mit der Schließung alter baufälliger Bäder“ sowie Bau neuer moderner Anlagen „durchaus hilfreich sein“.

Um eine einigermaßen verlässliche Aussage zu tätigen, die nicht zu „sehr subjektiv“ gefärbt ist, werden Daten benötigt, die auch unter denselben Rahmenbedingungen gesammelt wurden, die dann auch eine einheitliche Erfassung zur Grundlage haben und somit vergleichbar wären.

Laut der DGfdB gab es im Jahr 2018 ca. 7.000 Bäder, davon 2.275 Hallen- und 2700 Freibäder und 1.000 Schulschwimmbäder.

In der Sportstättenstatistik der Innenministerkonferenz von 2000 sind in Summe rund 7.800 Schwimmbäder aufgelistet, also mehr als 7.000 Bäder. Die Differenz rührt vermutlich daher, dass ganz kleine Lehrschwimmbecken hier berücksichtigt wurden und bei der DGfdB eben nicht.

In 2023 sind in dem „Bäderatlas“ der DGfdB aktuell 6.588 gelistet (davon 6.009 Frei- und Hallenbäder und 579 Naturbäder ohne Schulschwimmbäder) Wenn wir an der Stelle nun wieder Schulschwimmbäder berücksichtigen würden, wären das wieder über 7.000 Bäder.

Wenn wir nun rein die Datenlage betrachten, muss diese Aussage angezweifelt werden, dass es in Deutschland ein „Bädersterben“ gibt.

Es bleibt spannend, wir werden sehen, was die Zukunft noch alles für uns bereit hält.

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Sehr geehrte Redaktion,

für Fragen steht Ihnen der Vorsitzende der ARGE öffentliche Bäder Baden-Württemberg eV, Herr Necdet Mantar, unter der Rufnummer 017 88 88 99 25 gerne zur Verfügung.